Review: “Ancient Electricity” von Solowshow*
Solowshow* – Unplugged Glam Rock, oder Acoustic Visual Rock, oder einfach Visuacoustic
Und….habt Ihr gerade bei der Benennung des Genres genau so große Augen gemacht, wie ich? Dann willkommen in meiner Welt. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, was da an Musik auf mich zukommt. Also half nur reinhören. Und ich habe es nicht bereut. Aber werfen wir erst einmal einen Blick auf die Band SOLOWSHOW*
Die Band
SOLOWSHOW* bezeichnen sich selbst als deutsch-russisches Visuacoustic Glam Theatric Duett, letztlich leben beide Musiker aber in Deutschland. Mike Breeze zeichnet für Gitarre, Piano und Gesang verantwortlich, während Leif “Dancette” Astroid in erster Linie für den Gesang und das Keyboard zuständig ist. Beiden Musikern ist eigen, dass sie bereits lange Zeit schon mit anderen Bands aktiv sind. Obendrein sind die beiden Herren auch treue Fans der Band QUEEN und haben so z.B. etwas gewagt, was keine Band zuvor sich traute: sie haben die unfertig komponierte Demo von QUEEN´s “I Guess We´re Falling Out” fertig komponiert.
Stimmlich wurde ich beim hören sofort an einen großartigen Fernsehmoderator erinnert. Er moderierte zu meinen Kinderzeiten die Primetime-Sendung “Disco” im ZDF: Ilja Richter. Ihn hört man unter Hunderten sofort heraus und klanglich finde ich Leif sehr ähnlich und somit setzt er sich halt auch gut ins Ohr. Insgesamt steckt da richtig viel Potential in der Stimme, welches auch immer wieder in anderer erstaunter Richtung abgerufen und unter Beweis gestellt wird.
Die Inspiration von Queen erklärt die vielen Stilwechsel in den Liedern. Da wird kein Lied langweilig, weil sie sich schlicht nicht einmal im Ansatz ähneln. Gibt es doch viele Bands deren Lieder auf einer Art “bandeigenem Grundgerüst” basieren, fiel es mir schwer, hier etwas derartiges zu erkennen.
Das neue Album “Ancient Electricity”
Das bereits Mitte Februar 2016 erschienene Album entsprang den Federn beider Protagonisten. Mike und Leif brachten sich gemeinsam ein, völlig ohne weitere Hilfe. Auch verzichteten sie diesmal auf Cover-Versionen. Insgesamt finden sich auf dem Album zehn Tracks. Besonders interessant: auch bei SOLOWSHOW* gibt es diese Liebe zur alten charmanten Vinyl-LP. Denn die Deluxe-Box enthält nicht nur das Album auf CD, sondern auch eine echte Vinyl-LP und eine Bonus-DVD.
Es besticht die Minimalität des Albums. Mike und Leif kommen wirklich rein akustisch daher, keine Drums, keine E-Gitarren, dafür ganz viel Piano, mal sehr zart, dann aber auch wieder kräftig und laut. Dazu dann die nicht seltenen Wechsel von Stil, Tempo und Tonlage, wobei die Übergänge stets passen. Nichts klingt “plötzlich dran gehängt”. Aber irgendwie klingt es oft ein wenig nach Queen. In Anbetracht des Umstandes, dass Queen insbesondere zu Zeiten von Freddy Mercury mit ihrem eigenwilligen Stil Musikgeschichte geschrieben haben, finde ich es um so schöner, dass SOLOWSHOW* ein Stück weit in diesen Fußstapfen weiterlaufen.
“Ancient Electricity” Track für Track
Convergence
Beginnt mit einem sehr schönen ruhigen Piano-Solo und scheint ein wenig das Zueinanderfinden der beiden Musiker zu beschreiben. Auf der einen Seite der Pianist, der etwas später dann Gesellschaft eines psychodelischen Sängers bekommt.
The Won
Rockiger Gitarren-Sound trifft auf Mit-Klatsch-Faktor.
The Peackock-Song
Dieser Song könnte direkt aus einem Musical stammen. So Marke Rocky-Horror-Show. Diesmal mit Klavier statt Gitarre. Und immer wieder diese Stimme mit dem Wiedererkennungsfaktor.
Talk To Death
Wer sich so mit dem Tod unterhält, lebt vermutlich länger.
Sunset In Moscow
Mike Breeze stammt ja aus Moskau. Und so berichtet er uns musikalisch vom Sonnenaufgang in seiner zweiten Heimat. Reines Instrumental und doch so schön.
Forgiven But Not Forgotten
Was soll ich das Lied groß beschreiben? Hört und seht doch einfach selbst ;-)
Good-Bye Valentino
Hier wird es traurig-schwer am Anfang, dunkle Pianoklänge, später etwas aufhellend und gesanglich einer der Songs, aus dem die Liebe zu Queen deutlich heraussticht.
II
Ein Lied das echt überrascht. Sind die bisherigen Songs schon sehr spartanisch was die Instrumente angeht, toppt das II. Reines Acapella der beiden.
Anthurium
Keinen blassen Schimmer, was Anthurium ist? Klasse, ich auch nicht. Das ist der lateinische Name der Flamingoblume. Ist klar, was das bedeutet: Gitarrenspiel im Stile des Flamenco und der Gesang schwingt wie eine Flamingoblume im Wind. Tolle Idee, richtig fein umgesetzt.
I´m A Cancer
Eine wunderschöne Ballade mit ebenso schöner Klavier-Begleitung. Überrascht hat mich der Chor im Refrain.
Dieses Lied setzt sich im Ohr fest. Gefällt mir sehr gut und ist mein nächster Favorit des Albums.
Fazit
Ich muss gestehen, dass ANCIENT ELECTRICITY meine erste bewusste Begegnung mit Glam Rock war. Um so einfacher machten es mir Leif und Mike von SOLOWSHOW*, weil ihre Musik so schön abwechslungsreich und gelungen ist. Sehr puristisch, instrumental auf das Wesentliche beschränkt und doch niemals langweilig oder gar gleich.
Mike hat die Musik von SOLOWSHOW* sehr treffend auf Facebook beschrieben:
“…Imagine yourself in a cozy fashionable retro bar on Earth or somewhere else. You’re enjoying a glass of red wine or a cup of exquisite rooibos tea. The candles are lit, the glittering disco ball is spinning. Suddenly, two musicians enter the stage. It is an acoustic concert, without dominating heavy drums and electric guitars. But what you see and hear is not quite what you would expect from a usual singer/songwriter duet of bards. The show is surprisingly glamourous, stylish, theatrical and dramatic. You lay yourself back in the armchair and enjoy the SOLOWSHOW*! “
Und mit genau dieser Vorstellung ging ich an dieses tolle Album heran und sage Danke schön für die tolle Musik und diesen wunderschönen Abend, den ich mit dieser Review hatte. Wenn Ihr nach Berlin kommt, sitze ich mit einem Gläschen Rotwein in einem Sessel im Publikum.
Nächste Auftritte:
15.03.2017 21:00 Uhr Rocker, Hannover
02.04.2017 19:00 Uhr Doolin House, Moskau
http://www.solowshow.veddma.com/
http://www.facebook.com/Solowshow
http://www.vk.com/visualmirror