Review: “Electric” und “To Be Wanted” von PLEXIPHONES
Plexiphones´ Album “Electric” und Single “To Be Wanted”
Die Band
Ich beginne meine Rezension mit einem Zitat der Band-Homepage: „Man nehme 6 Musiker unterschiedlicher Couleur und Härtegrade, gebe ihnen den Auftrag, Musik zu erfinden, die sofort ins Ohr geht, auf die der Körper anspringt und die einen irgendwie nicht mehr loslässt.“
Und wieder Mönchengladbach. Gerade erst gestern habe ich eine andere Band aus derselben Heimatstadt rezensiert. Ist Mönchengladbach nun die neue Hochburg für Synthpop und Electrorock? Wir werden es erfahren. Zumindest stellt das Statement der Band klar, dass sie ihre Musik nicht als Synthpop bezeichnet wissen wollen, denn PLEXIPHONES Musik habe Eier. Und tatsächlich trifft die Bezeichnung Electro-Rock wohl deutlich besser.
Gute fünf Jahre sind die sechs Herren nun schon musikalisch gemeinsam unterwegs und scheinen sich nicht nur in ihrer musikalischen Ausrichtung gefunden zu haben, sondern auch genau zu wissen, wie man Hörer bindet.
Das Album “Electric”
ELECTRIC wurde bereits im Oktober 2016 veröffentlicht und stürmte dann auch mal gleich die Alternative Charts von 0 auf 9. Ein weiteres Zitat: „Jede der 13 Nummern hat das Zeug dazu, auch im Radio zu funktionieren. Ein eher seltenes Phänomen, dass man bei den allermeisten Alben im Pop-Rock-Bereich heutzutage leider vermisst.“ Klare Ansage, also hören wir mal rein.
PLEXIPHONES fallen jetzt nicht gleich mit der Tür ins Haus. 40 DAYS beginnt moderat, bisschen Synth, ein wenig die Toms vom Drumset bemüht, der Stimme noch einen zarten Effekt drauf gelegt und fertig. Und ja, dieser Song funktioniert 100%ig im Radio. Die Melodie fließt, macht gute Laune, im Refrain begehrt die Lautstärke mal kurz auf, aber das war es dann auch schon. Eigentlich könnte der Song locker aus einem der 80er Blockbuster wie Footloose oder gerne auch Zurück in die Zukunft entrissen worden sein. Ein schönes Warm-Up ,welches neugierig auf das meine Neugier weckt.
Mit TAKE ME BRAKE ME wird klar, warum die Herren auch so auf die Bezeichnung Electro-ROCK bestehen: tolle Gitarrenriffs verzieren das Lied vielfach und insgesamt sind Piano und Gitarren sehr prominent in dem Song unterwegs. Das Lied geht ins Blut und muss einfach laut gehört und getanzt werden. SLOW DOWN bremst dann wirklich aus. Wunderschön wie die Percussions zur Geltung gebracht werden; das leistet sich nun nicht jede Band. Irgendwie erinnert mich der Song an Linkin Park. Macht aber nichts, die mag ich auch.
Zeit für den Titeltrack. Inzwischen ist klar, es gibt schon so etwas wie den von mir so oft genannten „roten Faden“. Die Gitarren schön vordergründig, Drums und Percussions nicht in die letzte Reihe und dazu einen ordentlichem rockigen Gesang. Genau dem folgt halt auch ELECTRIC. Komplett aus den 80ern entrissen erscheint mir auch TO BE WANTED. Solide Synths, die Gitarren diesmal etwas leiser unterwegs, dafür die Drums prominenter. Kurzum: sehr geil.
Bei TELL IT WITH YOUR HEART kurzes Zusammenzucken meinerseits, dann die Entspannung: das Taylor-Dayne-Scheibchen heißt ja etwas anders. Also keine Cover-Gefahr und klingt auch wirklich eigenständig und nach sehr solidem Handwerk.
Mit BROKEN MAN und WAVE ME GOODBYE gibt es auch nichts zu hadern. Beide Songs sind toll zu hören, aber leider stechen sie nicht aus dem Album heraus. Während BROKEN MAN ein temporeicher Dance-Track ist, entschleunigt WAVE ME GOODBYE gleich wieder ein wenig. LOVE CHILD serviert uns nicht nur Abwechslung in Sachen Klang, sondern auch ein Wechselbad im Tempo. Mit Tempo geht es auch gleich ordentlich weiter: WE ARE REPEATING. Vorsicht Freunde, hier lauert ein fieser Ohrwurm. Mitreißend, tanzbar, geil!
Mit verstecken komme ich nicht weiter, also nun ein Ohr auf HIDE AWAY geworfen. Leise, geheimnisvoll zu Beginn. Kann das schon alles gewesen sein? Ganz klares NEIN! Insgesamt nicht so aufwändig arrangiert wie die meisten der anderen Songs, aber durchaus schön zu hören. LET IT ROLL fließt ein wenig unspektakulär dahin. Obwohl ich nicht klar bestimmen kann, was mir fehlt. Die Stimme kraftvoll, der Refrain eingängig und doch werde ich mit dem Song nicht so recht warm. Genau so geht es mir ein Stück weit auch mit PLASTIC LOVE, wobei der letzte Albumtrack zum letzten Drittel hin noch einmal richtig losgeht. Vorne nicht pfui und hinten hui.
Fazit
Wie umschreibe ich das jetzt am besten? Augen zu, ELECTRIC an und man fühlt sich wie an einem Fernsehabend in den mittleren bis späten 80ern. Hits wie Kenny Loggins Danger Zone, Highway To The Danger Zone oder auch Footloose, also genau diese Art von Musik, die sofort gute Laune macht und wo man auch gerne mal den Videorecorder zurückspult, nur um diese Songs noch einmal hören zu können. Genau diese Richtung und die Absicht radiotaugliche Lieder zu schaffen, ist den PLEXIPHONES absolut gelungen. ELECTRIC überzeugt durch eine gelungene Mixtur bestehend aus durchaus auch mal härteren Gitarrenriffs, perfekt dosierten Drums und Percussions, stets glasklaren Synths und einer dynamischen warmen Stimme. Wer die 80er und 90er liebte, der wird mit ELECTRIC alles andere als unzufrieden sein.
Tracklist
1 40 Days 04:06
2 Take Me, Break Me 04:05
3 Slow Down 04:34
4 Electric 04:12
5 To Be Wanted 04:03
6 Tell It With Your Heart 03:08
7 Broken Man 03:37
8 Wave Me Goodbye 04:18
9 Love Child (Love Light Beam Mix) 03:55
10 We Are Repeating 03:47
11 Hideaway (Shelter From The Sun Mix) 03:40
12 Let It Roll (Captain Of Your Soul Mix) 03:28
13 Plastic Love (Touch The Sky Mix) 04:14
Single-Auskopplung “To Be Wanted”
Am 27. Januar 2017 koppelten PLEXIPHONES die Single TO BE WANTED aus, auf der zusätzliche Remixes von HEIN+KLEIN, Mark Loodewijk, Alex Stroeer und Das Fortleben enthalten sind. Und hier ist er wieder: mein Kummer, mein Hadern mit Remix-Versionen. Oftmals werde ich mit den wie auch immer umgehübschten Versionen nicht warm, verliebe mich oft in das Original und nur sehr selten in einen Remix. Scheinbar ticken meine Ohren nach dem Motto: es darf keine Version neben dem Original geben. Ich erkläre mich also offiziell für befangen. Die Remixe klingen durch die Bank weg schön unterschiedlich, ähneln sich nicht sehr und kommen in Dance Clubs bei entsprechendem Ambiente mit Nebel, Strobes und Lasern sicherlich genial gut zur Geltung.
Tracklist
To Be Wanted (Single Version) 03:02
To Be Wanted (HEIN+KLEIN Deeper Edit) 03:50
To Be Wanted (Mark Loodewijk Desired Remix) 04:54
To Be Wanted (Alex Stroeer Drive Remix) 04:21
To Be Wanted (Das FortLeben Remix) 04:04
To Be Wanted (HEIN+KLEIN Latenight Remix)
Line-UP
Wolfgang Kemmerling – vocals
Christoph Brandenburg – guitar
Michael von Hehl – keyboards
Frank Mevissen – percussion
Kurt Schmidt – bass
Rüdiger Tiedemann – drums
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