Review: “Circuits” von POS.:2
POS.:2 – Electro Pop aus Deutschland
Die Band
POS.:2 besteht aus Matthias Grod und Thorsten Krüger, die sich eher zufällig kennen lernten. Ihr Musikstil ist geprägt von Einflüssen aus Sythpop, EBM, aber auch Dance und Trance. Zusammen ergbit das eine unwiderstehliche Mischung aus aktueller Musik mit dem Charme von durchaus auch 30 Jahre alten Songs. Die erste Veröffentlichung des Synthpop-Duos war eine Demo-CD, der dann bereits ein Jahr später das Debut-Album “now!” folgte.
Das Album
Leise anfangen, kurz aufwärmen und dann richtig loslegen. So läuft das bei 2013 gegründeten Synthpop-Band POS::2 mit dem ersten Album-Track I´M WAITING. Spannend finde ich die Stimme von Thorsten, die doch höher klingt, als ich es erwartet hätte. Aber sie arrangiert sich mit ihren Effekten sehr gut und fügt sich sehr harmonisch in das Lied ein. Mit FEELINGS starten wir auch wieder etwas ruhiger, es geht insgesamt gedämpfter zu, bis der Refrain dann melodisch einläuft und der Text von deutsch auf englisch umschaltet. Die Synthesizer-Klänge in diesem Lied erinnern mich ein klein wenig an die Italo-Pop-Zeit Ende der 80er. SO LONELY folgt dem gleichen Anfangsschema wie die beiden vorigen Songs. Ich unterstelle hier ganz klar Absicht und eine gewisse Songkultur auf CIRCUITS. Der Gesang im Refrain klingt etwas entfernt, ein Stück weit „außen vor“, was definitiv weder ungewollt noch unpassend ist. Toll gemacht.
„Und Du tanzt im NEONLICHT….“ zu POS.:2 und fühlst Dich ein wenig in der Neuen Deutschen Welle angekommen, die ja zeitlos gut ist. Ein absoluter Mitsing-Titel dessen Melodie sich recht zügig auch im Ohr festkrallt. SLEEPLESS beginnt deutlich zügiger, elanvoller als die bisherigen Songs. Hier gibt es deutlich mehr Beats, insgesamt erscheint der Song kraftvoll und zieht mit feinsten Synthesizer-Variationen und Effekten mit. Zusammen mit Sängerin Jeannette haben POS.:2 I WANNA BE FREE aufgenommen. Anfänglich etwas dunkler, geheimnisvoller einleitend, beginnt dieses schöne Duett. Hier gibt es große Emotionen gleich im Doppelpack. Auch wenn ich Gefahr laufe, bei POS.:2 in Missgunst zu geraten: I WANNA BE FREE hätte ein perfekter Tatort-Abspann sein können.
TONIGHT folgt nun wieder dem POS.:2-Schema „Leise anfangen und dann rumpeln lassen“. Der Gesang kämpft gegen den, mich an Darude erinnernden Synthesizer an, ohne aber deplatziert oder gar vernachlässigt zu wirken. Wie ein kleiner akustischer Wettkampf bei dem jedes Ohr für sich entscheiden soll, was es hören möchte. Spannend. Verlorene Kindheit lässt mich nachdenken. Musikalisch finde ich den Song nicht schlecht, aber eher unspektakulär. Dafür ist er textlich genial, nahezu inhaltsschwer. Ich werde aber auch den Eindruck nicht los, als haben POS.:2 dies bewusst so inszeniert, damit der Inhalt des Liedes im Vordergrund bleibt. Wenn dem so ist: Chapeau meine Herren. Ist sehr gut gelungen.
Mit THE GAME erleben wir einen von der ersten Sekunde an flüssigen, mitnehmenden Song voller warmer und brilliant klarer Synths, verziert mit einem Refrain, der zwar nicht gerade zum Ohrwurm mutiert, aber letztlich dann doch von mir mitgeträllert wird. Vor dem letzten Song-Drittel genehmigen die beiden Musiker eine kurze Verschnaufpause in der man nur ganz wenig aus dem Synthesizer auf die Ohren bekommt. THERE´S STILL A CHANCE imponiert kurz mit einem kleinen Battle von Synthesizer und E-Drums. Eine wirklich schöne Idee. Im Refrain hätte ich mir etwas weniger Hall auf der Stimme gewünscht, denn diese Stimme muss sich nun wahrlich nicht verstecken.
Mein Favorit auf CIRCUITS ist ganz klar WIE IM TRAUM. Traumhaft gewohnt langsam und leise beginnend, schleicht sich ein immer lauter und aufbegehrender Synthesizer ein. Beeindruckend tempogeladen und druckvoll, der Gesang schön gegensätzlich ruhig dahinfließend. WIE IM TRAUM macht Lust auf Dauerschleife. PERFECTION wird wieder zweisprachig gesungen, der Gesang geht mir stellenweise etwas zu hoch.
Nicht selten kommt das beste zum Schluss. So auch bei Pos.:2´s Album CIRCUITS. Mit THUNDER & SUN servieren die beiden noch einen richtig feinen Instrumentalsong. Bombastische Bässe, eine ordentlich mitnehmende Melodie und ein raffiniert komplexes Arrangement aus dem Synthesizer machen das Stück nicht nur zu einem absoluten Hörgenuss, sondern auch zu einem würdigen Album-Abschluss.
Fazit
Das zweite Album der Bielefelder Synthpopper zeigt ganz klar auf, dass ihre Schaffenskraft deutlich gereift und von POS.:2 noch Großes zu erwarten ist. Wer das Debut-Album „now“ schon mochte, findet hier dann sozusagen das Sahne- Topping, zumal CIRCUITS wirklich für jeden der feine elektronische Klänge und kraftvolle Bässe mag, etwas bereit hält.
Tracklist
1 I’m Waiting 04:26
2 Feelings 04:17
3 So Lonely 05:51
4 Neonlicht 04:25
5 Sleepless 05:22
6 I Wanna Be Free (feat. Jeannette) 05:41
7 Tonight 05:21
8 Verlorene Kindheit 04:23
9 The Game 05:00
10 There’s Still A Chance 05:17
11 Wie im Traum 05:44
12 Perfection 05:08
13 Thunder & Sun 06:00
Line-Up
Matthias Grod: songwriting, keys, production, remixes
Thorsten Krüger: lyrics, vocals, songwriting, keys